Es geht in diesem Beitrag um zwei Musik-Events in Europa: Bayreuth und Glyndebourne.
Beide Festivals sind Familienbetriebe und finden jedes Jahr statt.
Auf dem ‘Grünen Hügel’ in Bayreuth gibt es seit 1876 die Bayreuther Festspiele.
Auf dem Spielplan stehen die letzten zehn Opern von Richard Wagner. Ab und zu wird auch Beethovens Neunte Sinfonie gespielt.
Die Festspiele laufen von Ende Juli bis Ende August. Die Aufführungen beginnen generell um 16:00 Uhr und enden gegen 22:00 Uhr.
Es gibt zwei Pausen von je einer Stunde. In dieser Zeit können die Gäste die Gastronomie ausprobieren oder im schönen Garten spazieren gehen.
Zu den Premieren kommen Prominente wie der Bundespräsident, der bayerische Ministerpräsident und Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Richard Wagner wurde 1813 in Leipzig geboren. Seine Werke hatten einen großen Einfluss auf die europäische Musik. Er wählte die Stadt Bayreuth für seine Vision: Ein Festspielhaus mit einmaligem Design und besonderer Akustik. Dort sollen nur seine Werke gespielt werden.
Die Finanzierung der Festspiele erfolgte durch Patronatsscheine. König Ludwig II von Bayern bot einen Kredit an.
Die ersten Festspiele begannen am 13. August 1876 mit dem kompletten Ring des Nibelungen.
Wagner starb 1883 in Venedig. Seine Witwe Cosima führte ab 1886 Regie.
Am Anfang gab es finanzielle Probleme, aber die Lage wurde im Laufe der Jahre besser.
1908 gab Cosima ihrem Sohn Siegfried Wagner die Leitung der Festspiele. Seine Frau war die in London geborene Winifred Wagner.
Prominente Gäste zu dieser Zeit waren Thomas Mann, Igor Strawinsky und William Somerset Maugham.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden wieder Patronatsscheine verkauft.
1930 starb Siegfried Wagner im Alter von 61 und Winifred übernahm die Leitung der Festspiele.
Sie war eine Freundin Adolf Hitlers und nach 1933 bekamen die Festspiele staatliche Finanzierung.
Später wurden sie vom NSDAP-Regime zu propagandistischen Zwecken missbraucht.
Nach dem Krieg übergab Winifred die Leitung an ihre Söhne Wieland und Wolfgang, Enkelkinder von Richard Wagner.
Seit 1950 finden die Festspiele jedes Jahr außer 2020 statt.
Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten, ist heute Leiterin.
Mit seiner glanzvollen Atmosphäre ist das Festival ein einmaliges Erlebnis. Besucher sagen, der Geist von Richard Wagner sei auf dem Grünen Hügel noch zu spüren.
Und jetzt gehen wir zu Glyndebourne in Südengland. Das Opernhaus entstand 1933 auf dem Grundstück von Glyndebourne House, einem Landhaus aus dem 16. Jahrhundert.
Gründer des Festivals war John Christie, ein reicher Landbesitzer und Musikfreund.
1931 heiratete er die kanadische Sopranistin Audrey Mildmay. Zusammen besuchten sie die Salzburger und Bayreuther Festspiele.
Sie planten ein eigenes Festival mit Schwerpunkt im Mozart-Repertoire.
Zu dieser Zeit kamen der Dirigent Fritz Busch aus Dresden und Carl Ebert, Intendant der Städtischen Oper Berlin, nach England.
Beide waren gegen die Vertreibung von jüdischen Musikern und mussten deshalb Deutschland verlassen. Dazu kam aus Österreich der Operndirektor Rudolf Bing, der aus einer jüdischen Familie stammte.
Zusammen mit John Christie gründeten sie 1934 die Glyndebourne Festival Opera.
Das erste Festival wurde am 28. Mai 1934 mit Mozarts Hochzeit des Figaro und Così fan tutte eröffnet.
Es war ein großer Erfolg.
In den Kriegsjahren gab es kein Festival.
Nach dem Tod von John Christie 1962 übernahm sein Sohn George und ab 2000 dessen Sohn Gus die Leitung des Festivals.
Zwischen 1992 und 1994 wurde ein neues Opernhaus mit 1200 Sitzplätzen gebaut. Architekt war Michael Hopkins.
Man sagt, Glyndebourne sei ein Musikerlebnis britischer Art. Die Opernfreunde nutzen die langen Pausen traditionell für ein Picknick im Park, wo es schöne Aussichten auf die Landschaft von Sussex gibt.
Erst im Jahre 2003 wurde zum ersten Mal eine Wagner-Oper aufgeführt, nämlich Tristan und Isolde.
Es war die ursprüngliche Idee des Gründers John Christie, ein britisches Bayreuth zu errichten.
Ob in England oder Deutschland: Die klassische Musik gehört zu Europa und der Welt.
Bayreuth und Glyndebourne sind schöne Beispiele der europäischen kulturellen Zusammenarbeit.